Rechtschreibung und Fremdwörter

Definitionen von „Bühnenaussprache“ im Rechtschreibung und Fremdwörter

die Bü̱h·nen·aus·spra·che <-> Standardaussprache

Parallel zu den Normen der Rechtschreibung (Orthografie) wird die Norm (vgl. dazu das Stichwort) der geltenden Aussprache traditionell als Orthoepie bezeichnet. Im Unterschied zur Rechtschreibung hatten Normen der Aussprache immer nur empfehlenden Charakter; sie würden sich auch nicht vorschreiben bzw. verordnen lassen.Gleichwohl bildeten sich für einige Verwendungsgebiete Aussprachestandards heraus. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gab es konkrete Versuche (so von Theodor Viëtor), überregional akzeptierbare Aussprachenormen zu schaffen, die über den zahlreichen Dialekten und Umgangsprachen stehen. Eine „reine“ Aussprache, die frei von Provinzialismen sein sollte, hatte schon J. W. von Goethe gefordert. Seit Ende des 19. Jahrhunderts bis zur überarbeiteten 19. Auflage von 1969 galt überwiegend das Lehrbuch der Bühnenaussprache von Theodor Siebs mit dem Titel „Deutsche Bühnenaussprache“ als maßgeblicher Orientierungspunkt. Es war nicht am freien, sondern am reproduzierenden Sprechen (am Rezitieren und Vorlesen) orientiert; sowie an der Aussprache einzelner Wörter (und nicht der von Wortgruppen). Mit dem Ausdruck Bühnensprache konkurrieren die Ausdrücke Standardaussprache, Aussprache des Schriftdeutschen und allgemeine deutsche Hochlautung. Der Ausdruck Bühnenaussprache wird etwa seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts nicht mehr verwendet. Siebs Werk war erfolgreich, weil es vom Deutschen „Bühnenverein“ und von namhaften Sprachwissenschaftlern unterstützt worden ist. Schauspielern wurde vorgeschrieben, äußerst präzise zu artikulieren; für ein einzelnes Phonem sollte z.B. nur eine einzige Variante der Realisierung gelten. So entstand eine überartikulierte und unnatürlich wirkende Aussprache, die von Kritikern als „geziert“ und „lächerlich“ angesehen wurde. Auch sind dort Besonderheiten der Schweiz und Österreichs kaum beachtet worden.
Seit Bestehen zweier deutscher Staaten nach dem 2. Weltkrieg (BRD und DDR) gab es besonders in der DDR Bestrebungen, orthoepische Normen stärker an die sprachliche Realität anzupassen; ein „Wörterbuch der deutschen Aussprache“ erschien dort zuerst 1964 zur „Standardaussprache“ für alle öffentlichen Bereiche (Theater, Schule, Rundfunk, Behörden). In der BRD richtete sich das 1962 erschienene „Aussprachewörterbuch“ der Duden-Reihe noch an der Bühnenaussprache des „Siebs“ aus; in der 2. Auflage 1974 und in späteren Auflagen wurde aber auf die Bühnenaussprache ganz verzichtet und im Untertitel der Ausdruck Standardaussprache gewählt. Zwischenzeitlich gab es auch im „Siebs“ wesentliche Änderungen; so wurde in der letzten Auflage von 1969 zwischen „gemäßigter“ und „reiner“ Hochlautung unterschieden; der Titel lautete jetzt nur noch „Deutsche Aussprache“. Seit der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten 1990 hat es mehrere empirische Untersuchungen zur Aussprache des Deutschen gegeben, so zum Intonationsgebrauch und zu Varianten beim Vorlesen, beim Rezitieren, und beim unvorbereiteten freien Sprechen. Festgestellt wurde unter anderem eine Tendenz der deutschen Aussprache zur Lautabschwächung. Als wesentlich wird im Rahmen aller Bemühungen um eine realitätsbezogene Orthoepie die Analyse der Artikulationsgewohnheiten in natürlichen Situationen angesehen, die auch der heutigen Medienwirklichkeit gerecht wird.

Siehe auch: Norm

Eine Norm ist eine mehr oder weniger strikte Vorschrift dazu, woran man sich in einem Geltungsbereich zu orientieren hat. Betroffen sein können von Normen nichtsprachliche und auch sprachliche, als Handlungen interpretierbare, Aktivitäten gleichermaßen. Werden Normen nicht eingehalten, muss man sich einen Normverstoß vorhalten lassen bzw. den Vorwurf, gegen geltende Normen verstoßen zu haben. Soziale Normen z.B. betreffen Vorschriften zur Regelung des Sozialverhaltens. In diesem Falle handelt es sich um gewöhnlich nicht schriftlich festgelegte gesellschaftliche Erwartungen, die in unterschiedlichem Maße verbindlich sind, z.B. nicht beim Essen zu schmatzen. Wo Normen formuliert sind, sind sie z.B. von der Art: „Man antwortet immer in ganzen Sätzen“.
Im Bereich des Rechts geht es um rechtliche Vorschriften bzw. Rechtsnormen. Diese sind schriftlich festgelegt. Mit Normen im Bereich von Fachsprachen verbindet man das „Deutsche Institut für Normung e.V.“ (DIN). Es handelt sich dabei um einen gemeinnützigen, privatwirtschaftlich organisierten Verein, dessen Mitglieder Unternehmen, Verbände, Behörden und andere Institutionen aus Industrie, Handwerk und Wissenschaft sind. Es ist dies seit 1917 die für europäische und internationale Normungsaktivitäten zuständige Normungsorganisation, in deren Unterabteilungen zahlreiche Normen auch für die Terminologie erstellt werden.
Für sprachliche Normen ist vor allem die Unterscheidung von Normen und Regeln grundlegend. Ansonsten gehen die Bezeichnungen oft durcheinander; so gibt es zwar so bezeichnete Rechtsnormen; aber die Regelungen im Straßenverkehr heißen Verkehrsregeln. Zu den prinzipiellen Unterschieden zwischen sprachlichen Regeln und Normen zählt: Eine Norm kann jemand allein durchsetzen, sowie ihre Befolgung überwachen; bei Regeln geht dies nicht (vgl. das Stichwort). Im Unterschied zu Regeln gibt es auch viele formulierte Normen, die nicht gelten, für die mithin nur ein Geltungsanspruch besteht. Überhaupt existieren sprachliche Normen nicht unabhängig von ihren sprachlichen Formulierungen. Um gelten zu können, müssen Normen z.B. „amtlich in Geltung gesetzt“ werden. Und wer eine Norm in Geltung setzt, muss Autorität, Macht, oder beides haben, oder er muss qua Gesetz dazu legitimiert sein. Es bedarf folglich einer so bezeichneten Normsetzungsinstanz. Aber Regeln folgt man einfach sozusagen „blind“.
Da viele Normen nicht freiwillig übernommen und befolgt werden, müssen sie häufig ausdrücklich „durchgesetzt“ werden. Geschieht dies gegen den Willen der Betroffenen, dann muss die „Einhaltung“ der Normen überprüft werden, wozu man in vielen Fällen nicht ohne Zwang bzw. nicht ohne Sanktionen auskommt. Völlig lächerlich wäre es z.B., durchsetzen und überwachen zu wollen, ob Kinder die Bedeutungsregeln von Wörtern wie Katze oder Demokratie richtig lernen. (Vergleichbares gibt es allerdings und gab es immer dort, wo totalitäre Regimes gesellschaftlich brisante und unliebsame sprachliche Ausdrücke im Sinne einer Sprachlenkung der Bedeutung nach festgelegt haben).
Dies alles zeigt, dass mit Normen eine Auswahl aus vorhandenen Repertoires von Regeln getroffen wird. Die Auswahl erfolgt im Bereich sprachlicher Normen sehr oft unter Rückgriff auf Regelformulierungen (aus Grammatiken und Wörterbüchern); Normbeschreibungen verdanken sich somit der vorgängigen Existenz von Regeln. In diesem Sinne sind so bezeichnete orthografische Regeln als Normen zu begreifen. Der Ausdruck Rechtschreibregelung(en) verdeutlicht immerhin diesen Bezug zu den Normen; (vgl. Weiteres, insbesondere zum Verhältnis präskriptiver und deskriptiver Normen, unter dem Stichwort Standardsprache).

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