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Adverbien im Deutschen – Unveränderliche Umstandswörter

Ein kleiner Einstieg

Gestern kaufte ich eine Tafel meiner Lieblingsschokolade. Ich verstaute sie daheim oben im Küchenschrank - dort guckt normalerweise niemand nach - und nahm mir fest vor, sie mir heute zwischendurch zu gönnen. Später musste ich aber feststellen, dass mein kleiner Bruder sie bereits gefunden und verputzt hatte, worüber ich ziemlich verärgert war.

Adverbien sind unverzichtbare Begleiter im Satz, denn sie liefern präzise Informationen über Umstände, Absichten und Zusammenhänge – ganz ohne Flexion, aber mit großer Wirkung.

 

Was sind Adverbien?

Adverbien (auch Umstandswörter) sind unveränderliche Wörter, die sich auf Verben, Adjektive, andere Adverbien oder ganze Sätze beziehen. Sie beantworten Fragen wie:

  • Wann? → Keine Sorge, ich komme bald.
  • Wie? → Sie gehen gern im Park laufen.
  • Wo? → Wir essen draußen.
  • Wohin? → Sie legt das Messer rechts neben den Teller.
  • Warum?Deshalb war ich ziemlich erleichtert.

 

Adverbien vs. Adjektive im adverbialen Gebrauch

Im Deutschen können Adjektive auch Verben näher bestimmen, also adverbial gebraucht werden. Ein Beispiel:

  • Beispiel: „Er spricht deutlich.“ → „deutlich“ ist ein Adjektiv, fungiert aber wie ein Adverb
  • Steigerung als Test für die Wortart Adjektiv: deutlich – deutlicher – am deutlichsten

In anderen Sprachen wie im Englischen oder Französischen funktioniert dies durch ein Adjektiv plus Adverb-Endung, z.B. real → really oder vrai → vraiment. Diese zählen im Deutschen nicht zu den Adverbien, da wir im Deutschen dafür einfach die ganz normale Grundform der Adjektive verwenden.

Merke dir folgendes Beispiel, um adverbiale Adjektive von Adverbien zu unterscheiden:

Der Hund läuft schnell.
adverbiales Adjektiv
veränderbar: Der Hund läuft schneller.

Der Hund läuft fort.
Adverb
nicht veränderbar: Der Hund läuft forter. (aber: weiter fort - s.u.)

 

Bildung der Adverbien

Wir haben bisher schon einige Adverbien kennengelernt, die "schon immer" Adverbien waren (bald, gern, fort). Man kann aber Adverbien auch systematisch bilden, indem man sie von Nomen oder von Adjektiven ableitet, oder eine bestimmte Endung (Suffix) dranhängt.

 

  • der Abend → abends
  • der Notfall → notfalls
  • der Teil → teils, teilweise
  • das Beispiel → beispielsweise
  • die Probe → probehalber

 

  • freundlich → freundlicherweise
  • normal → normalerweise
  • gewiss → gewissermaßen
  • einige → einigermaßen

 

Es gibt auch bestimmte Endungen: -wärts zeigt immer eine Richtung an, oder auch -dings, -lings, -mals und -weg:
rückwärts, vorwärts, neuerdings, rücklings, niemals, schlichtweg, durchweg

 

Adverbtypen nach Funktion

1. Satzglieder

Adverbien werden als Satzglied (adverbiale Bestimmung) gebracht. Du kannst sie auch umstellen.

Beispiel im Satz: Wir treffen uns täglich im Park. - Täglich treffen wir uns im Park. - Wir treffen uns im Park täglich.

2. Attribute

Adverbien können als Attibute hinter einem Nomen stehen.

Beispiel im Satz: Der Schlüssel links passt zur Kellertür.

3. Pronominaladverbien

Sie bestehen aus „da-“ oder „wo-“ plus Präposition: wozu (zu was), wodurch (durch was), wonach (nach was), woran (an was), worauf (auf was), woraus (aus was), worüber (über was)

  • Über was Worüber redet ihr?
  • Ich weiß nicht, zu was wozu das gut sein soll.

Für Lernende ist das oft schwierig, da die zum Verb gehörende Präposition bekannt sein muss (z. B. „sich freuen auf etwas“ → „darauf“). Sie klingen aber wesentlich eleganter als die Formulierung mit was.

4. Relativadverbien

Sie haben die gleiche Form wie die Pronominaladverbien, verbinden einen Relativsatz mit dem Hauptsatz und ersetzen dabei eine Präposition + Pronomen.

  • worüber → Das ist das Thema, über das worüber wir gesprochen haben.
  • womit → Die Tasse, mit der woraus sie getrunken hat, ist leer.
  • worauf → Der Stuhl, auf dem worauf sie sitzt, ist alt.

5. Konjunktionaladverbien

Sie verbinden nebengeordnete Sätze miteinander.

Komm bitte mit, sonst langweile ich mich.
Es war noch hell, trotzdem beeilte ich mich.

6. Interrogativadverbien

Sie leiten Ergänzungsfragen ein, mit denen man sich nach genaueren Informationen erkundigen kann. Sie beginnen immer mit einem w- und werden auch w-Wörter genannt: wieso, weshalb, warum, wie, wann, wo, wohin. Denke hier auch an die berühmten "W-Fragen", die du bei einem Notruf immer beantworten solltest!

 

Adverbtypen nach Bedeutung

1. Temporaladverbien (Zeit)

Beispiele: heute, gestern, bald, später, immer, manchmal, früher, neulich, nun, täglich, sofort, oft

Beispiel im Satz: Wir treffen uns täglich im Park.

2. Lokaladverbien (Ort/Position)

Beispiele: hier, da, dort, draußen, oben, unten, überall, nirgends

Beispiel im Satz: Der Schlüssel liegt unten.

3. Lokaladverbien (Herkunft/Richtung/Ziel)

Beispiele: dahin, dorthin, aufwärts, abwärts, hinein, hinaus, hinunter, hinauf

Beispiel im Satz: Der Ballon fliegt aufwärts.

Die meisten Adverbien für Positionen können wir durch ein vorangestelltes nach (Wohin?) oder von (Woher/Von wo?) ebenfalls für eine Richtung verwenden. (Der Ballon fliegt nach oben.)

3. Modaladverbien (Art und Weise)

Beispiele: auch, (je)doch, genug, keineswegs, sozusagen, beispielsweise, durchaus, hoffentlich

Beispiel im Satz: Sie liest vielleicht.

4. Kausaladverbien (Grund)

Beispiele: deshalb, darum, deswegen, nämlich, sonst, daher, folglich, trotzdem, also

Beispiel im Satz: Ich bin krank, deshalb bleibe ich zu Hause.

 

Kann man Adverbien doch steigern?

Adverbien sind normalerweise unveränderlich, doch von einigen Adverbien gibt es Steigerungsformen. Diese gehören allerdings meist zu einem anderen Stamm als die Grundform. Beispiel:

Sie mag diesen See sehr.
Sie mag diesen See immer mehr (je öfter sie dort ist).
Sie mag diesen See am meisten.

 

Positiv Komparativ Superlativ
bald eher, früher am ehesten, am frühesten
gern lieber am liebsten
oft öfter, häufiger am häufigsten
sehr mehr am meisten
wohl besser am besten

 

Einige Adverbien des Ortes können wir mit weiter/am weitesten steigern. Beispiel:
Der Luftballon fliegt aufwärts.
Der Luftballon fliegt weiter aufwärts als die Vögel.
Die Vögel fliegen aufwärts, aber der Luftballon fliegt am weitesten aufwärts.

 

Best Practices zum Lernen

  • Sortiere Adverbien nach Typ (Zeit, Ort, Grund, Art und Weise)
  • Erstelle Beispielsätze für jede Gruppe
  • Nutze W-Fragen: Wann? Wo? Wie? Warum? Womit?
  • Lerne Pronominal- und Relativadverbien im Zusammenhang mit Verben

 

Fazit

Adverbien sind kleine, aber mächtige Helfer in der deutschen Sprache. Sie erklären dir Umstände, Orte, Zeiten und Gründe – und das auf flexible Weise. Anders als in romanischen Sprachen beziehen sie sich im Deutschen nicht nur auf Verben, sondern auf fast alles, was sich beschreiben lässt.

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