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Possessivbegleiter im Deutschen

3, 2, 1 - meins! Oder deins? Oder seins?

Possessivbegleiter zeigen an, wem etwas gehört. Sie sind wie kleine „Besitzanzeiger“ im Satz – aber sie können ganz schön knifflig sein!

Sie begleiten oder ersetzen ein Nomen und drücken Besitz oder Zugehörigkeit aus. In der Sprachwissenschaft sprechen wir von possessiven Artikelwörtern, weil sie sich genau wie Artikel verhalten. Zu jedem Personalpronomen gibt es ein entsprechendes possessives Artikelwort:

  • ich - mein
  • du - dein
  • er/es - sein
  • sie - ihr
  • wir - unser
  • ihr - euer
  • sie - ihr, Sie - Ihr

 

Formen, Gebrauch und Stolperfallen

1. Kasus

Possessivbegleiter passen sich dem Nomen in Kasus, Genus und Numerus an (Kongruenz).

Kasus/Numerus Maskulin Feminin Neutrum
Nominativ Singular mein Vater meine Mutter mein Kind
Genitiv Singular meines Vaters meiner Mutter meines Kindes
Dativ Singular meinem Vater meiner Mutter meinem Kind
Akkusativ Singular meinen Vater meine Mutter mein Kind
Nominativ Plural meine Eltern
Genitiv Plural meiner Eltern
Dativ Plural meinen Eltern
Akkusativ Plural meine Eltern

 

Besonderheit

unser → unsre / euer → eure: Der Stamm verliert das „-e-“ im Femininum Plural: eure Tasche (nicht: euere)

 

Unterschied zu anderen Sprachen

Possessivbegleiter im Deutschen gleichen sich dem Nomen an, bei dem sie stehen, also nach dem, was besessen wird. Zusätzlich richten Sie sich im Genus in der 3. Person nach dem Besitzer, auf den sie sich beziehen (also sein oder ihr). Im Französischen zum Beispiel gibt es nur eine Kongruenz zum Besitz. Vergleiche:

  Annes Vater Annes Mutter Annes Eltern Jans Vater Jans Mutter Jans Eltern
deutsch ihr Vater ihre Mutter ihre Eltern sein Vater seine Mutter seine Eltern
französisch son père sa mère ses parents son père sa mère ses parents

 

2. Funktion

Possessivbegleiter stehen an derselben Stelle wie andere Artikelwörter:

  • Vergiss nicht das Buch!
  • Vergiss nicht dein Buch!
  • ein älterer Bruder
  • mein älterer Bruder

 

3. Ähnlichkeiten: „ihr“, „Ihr“, „ihre“, „Ihren“ usw.

Diese Formen sehen gleich aus, bedeuten aber Unterschiedliches:

  • ihr Auto = das Auto der Frau
  • ihr Auto = das Auto der Kinder (Plural)
  • Ihr Auto = das Auto von Ihnen (Höflichkeitsform)

 

4. Verwechslungsgefahr: „sein“ oder nicht „sein“?

Achtung, hier kommt es auf den Kontext an!

  • Er liebt seine Frau. (die eigene Frau)
  • Er liebt seine Frau. (die Frau von jemand anderem)

 

5. Selbstständig und ohne Nomen

a) Man kann ein Nomen einsparen und der possessive Artikel bleibt alleine stehen; er wird weiterhin kleingeschrieben. Die Formen meins, deins, usw. sind Possessivpronomen im engen Sinn, weil sie wirklich anstelle eines Nomens stehen können.

  • Das ist nicht dein Turnbeutel, sondern meiner (oder auch: der meine).
  • Hier steht deine Tasche und dort seine.
  • Ist das dein Geld? - Ja, das ist meines / meins.
  • Die Rosen im Nachbargarten blühen schon, unsere / die unseren sind noch nicht so weit.

 

b) Substantivierter Gebrauch:

  • Ich nehme das Meine und verschwinde.
  • ein gemeinsames Projekt, zu dem beide Seiten das Ihre beigetragen haben

 

Best Practices zum Lernen

  • Erstelle eigene Beispielsätze mit allen Fällen
  • Markiere die Endungen farbig beim Üben
  • Vergleiche Possessivpronomen in verschiedenen Personen
  • Übe mit typischen Fragewörtern: „Wem gehört das?“ → „Das ist mein…“

 

Fazit

Possessivbegleiter sind scheinbar kleine Worte – aber mit großer Wirkung! Wer sie sicher beherrscht, vermeidet Missverständnisse und spricht korrekt. Besonders beim Kasus und bei „ihr“/„Ihr“ lohnt sich genaue Aufmerksamkeit. Also: Übe regelmäßig – und mach sie zu deinen Freunden!

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