Stammprnzip-Stamm-eines-Orangenbaums
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Das Stammprinzip der Deutschen Rechtschreibung

Die Darstellung des Lautprinzips hat gezeigt: Die Hauptregel der Rechtschreibung, nämlich möglichst immer dieselben Buchstaben für dieselben Laute zu verwenden, ist nicht so einfach anzuwenden, wie sie klingt. Nun wird außerdem das Lautprinzip bei vielen Wörtern durch ein zweites Prinzip, das Stammprinzip, außer Kraft gesetzt.

R 1.7 Das Stammprinzip bedeutet im Großen und Ganzen: Schreibe so, dass die Herkunft oder Verwandtschaft eines Wortes zu erkennen ist

Stämme sind die wichtigsten Bedeutungsträger der Wörter. Aus ihnen lassen sich weitere verwandte Wörter bilden: Haus ▸ hausen, Behausung. Allerdings können Stämme dabei den Vokal verändern (Ablaut) und – je nach dessen Länge – auch weitere Konsonanten:

  • kennen – bekennen, erkannt
  • kennen - Kenntnis, erkannt, Bekannte
  • fließen – es floss, das Floß

Trotzdem bleibt die Schreibweise so ähnlich (Schemakonstanz), dass man die Familienähnlichkeit von Wörtern erkennen kann:

  • Wände von Wand (nicht: Wende)
  • lieb von Liebe (nicht: liep)
  • endlich von Ende (nicht: entlich)
  • Schifffahrt = Schiff + Fahrt

R 1.8 Auch andere wichtige Wortbausteine wie die Vor- und Nachsilben behalten ihre Schreibweise bei

Das Stammprinzip müsste deshalb eigentlich Wortbausteinprinzip oder Morphemprinzip heißen.

  • Gleichschreibung der Vorsilben: auffallen = auf + fallen (nicht *aufallen)
  • Gleichschreibung von Nachsilben: könig-lich wie König, Zerstör-ung wie zerstör-en

R 1.9 Das Stammprinzip kann in Konflikt mit anderen Prinzipien geraten

Schwierigkeiten ergeben sich, wenn das Stammprinzip (schreiben Sie „familienähnlich“!) in Konflikt mit dem Lautprinzip gerät (schreiben Sie „klangähnlich“!). In diesen Fällen geht das Stammprinzip vor. Bei vielen Wörtern schreibt man b, d, g, s, weil das Stammprinzip dies verlangt, obwohl man p, t, k oder scharfes s spricht:

  • das Lob von loben
  • das Rad wie Räder (nicht von Rat/Räte)
  • Erfolg wie erfolgen
  • du reist von reisen (nicht von reißen)

Praktisch zeigt sich der Konflikt zwischen Laut- und Stammprinzip also meist daran, dass man in Zweifel gerät, ob man ein Wort einfach „nach dem Gehör“ schreiben kann.

TEST: Bilde z.B. die Mehrzahlform oder das Verb, wie in den Beispielen oben. Dann hörst du die richtige Schreibweise heraus.

Auch hier gibt es einige Ausnahmen: Substantive auf -is und -in werden mit einfachem Konsonant geschrieben, obwohl sie bei Verlängerung im Plural Doppelkonsonanten vorweisen: Kenntnis ▸ Kenntnisse, Freundin ▸ Freundinnen

R 1.10 Nach einem kurzen betonten Vokal folgen in der Regel zwei Konsonanten

sämtliche ▸ gesamt, Gebäck▸backen

R 1.11 Änderungsschreibungen: In manchen Fällen Wortstämme gezielt anders geschrieben, um ihre Bedeutungen auf einen Blick unterscheiden zu können.

bis – (er) biss, das – dass, viel – (er) fiel, sie ist – er isst, lehren – leeren, Lied – Lid, mahlen – malen, Mann – man, seit – ihr seid, Seite – Saite, wahr – er war, wieder – wider

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