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Indikativ und Konjunktiv im Deutschen

Was sind Modi in der Grammatik?

Der Modus (Plural: Modi) beschreibt, wie eine Handlung vom Sprecher gemeint ist: wirklich, möglich, gewünscht oder nur gedacht? Im Deutschen gibt es drei Hauptmodi:

  • Indikativ: Wirklichkeit
  • Konjunktiv I: indirekte Rede
  • Konjunktiv II: Irrealität, Wünsche, Höflichkeit

 

Indikativ – Die Wirklichkeitsform

Der Indikativ ist der normale Modus im Deutschen. Er wird verwendet, wenn etwas real und sicher ist.

Beispiele:

  • Ich gehe nach Hause.
  • Wir haben gestern Fußball gespielt.
  • Sie wird morgen kommen.

 

Konjunktiv I – Die indirekte Rede

Der Konjunktiv I wird meistens verwendet, um indirekt wiederzugeben, was jemand gesagt hat – besonders in Zeitungen, Nachrichten oder wissenschaftlichen Texten.

Bildung:

Stamm des Verbs + Konjunktiv-I-Endung (ähnlich wie Präsens, aber mit Besonderheiten, siehe dazu unsere Verbtabellen)

Beispiel mit „gehen“:

Person Form
ich gehe
du gehest
er/sie/es  gehe
wir gehen
ihr gehet
sie/Sie gehen

Beispiele für den Gebrauch bei indirekter Rede:

  • Er sagt: „Ich bin müde.“ → Er sagt, er sei müde.
  • Sie erklärt: „Ich habe gewonnen.“ → Sie erklärt, sie habe gewonnen.

Hinweis:

Wenn der Konjunktiv I mit dem Indikativ gleich ist, nutzt man den Konjunktiv II, um Missverständnisse zu vermeiden. Beispiel: Sie behaupten: „Wir haben gewonnen.“ → Sie behaupten, sie hätten gewonnen.

Die Konjunktiv-I-Form von werden stimmt oft mit dem Indikativ überein, dann behilft man sich mit würde (ich werde spielen / ich würde spielen). Auch wenn sie in der 2. Person Plural eindeutig anders ist, ist würde hier erlaubt: Du schreibst, du werdest / würdest bald zurückkommen. In der 3. Person Singular jedoch kommt man ohne diese Hilfe aus (er werde gehen).

 

Konjunktiv II – Wünsche, Irrealität und Höflichkeit

Der Konjunktiv II drückt Dinge aus, die nicht real sind: Wünsche, Vorstellungen, irreale Bedingungen oder höfliche Bitten.

Bildung:

  • Präteritumstamm + Umlaut (falls möglich) + Konjunktiv-Endung
  • häufig mit „würde“ + Infinitiv

Beispiel mit „haben“:

Person Form
ich hätte
du hättest
er/sie/es  hätte
wir hätten
ihr hättet
sie/Sie hätten

Beispiele:

  • Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit. (Wunsch)
  • Wenn ich reich wäre, würde ich reisen. (Vorstellung)
  • Könntest du mir bitte helfen? (höfliche Bitte)

 

Mit Würde formulieren

Wenn der Konjunktiv II mit dem Indikativ Präteritum gleich ist, nutzt man die Ersatzform mit würde, um Missverständnisse zu vermeiden.

  • ich spielte / wir spieltenich würde spielen / wir würden spielen

Bei vielen starken Verben werden die Stammvokale a, o, u im Präteritumstamm bei der Bildung des Konjunktiv II zu ä, ö und ü (ich batich bäte). Bei diesen Verben ist der Konjunktiv II eindeutig vom Indikativ Präteritum unterscheidbar. Dennoch wird hier inzwischen auch häufig mit würde umschrieben, viele Konjunktivformen sind inzwischen kaum noch gebräuchlich (begänne/begönne, flösse, schwömme, hülfe, wüsche). Auch Formen wie kennte und nennte wirken auf manchen befremdlich und wer solche Formen benutzt, erweckt den Eindruck einer gestelzten Ausdrucksweise. Deshalb weicht man heute meist auf die Umschreibung mit würde + Infinitiv aus.

  • Ich fände es schön, wenn du dir einen Zopf flöchtest flechten würdest.
  • Wenn du doch endlich das Auto wüschest waschen würdest.
  • Ich an deiner Stelle höbe mir das für später auf würde mir das für später aufheben.
  • Wenn sie das Passwort kennte und das Programm um Laufen brächte, hülfe mir das sehr. → Wenn sie das Passwort kennen und das Programm zum Laufen bringen würde, würde mir das sehr helfen.

Jedoch ist die übermäßige Verwendung von würde kein schönes Deutsch und gerade eine Häufung (wie oben im 4. Beispiel) ist zu vermeiden. Oft kann da eine andere Wortwahl (sollte, könnte) oder eine Satzumstellung helfen:
Wenn er sie lieben würde, würde er sie anrufen.Er würde sie anrufen, wenn er sie lieben würde.

In diesem Beispiel (ein Konditionalsatz) wäre ebenso die Konjunktivform erlaubt, auch wenn sie identisch mit dem Präteritum ist. Der Konjunktiv im Hauptsatz ist hier schon ausreichend für den irrealen Sinn: Er würde sie anrufen, wenn er sie liebte.

Bei einigen starken Verben ist die Konjunktiv-II-Form sehr gebräuchlich: bliebe, brächte, gäbe, ginge, hätte, käme, könnte, wäre, würde, wüsste. Bei den Modalverben dürfen, können und müssen und auch bei den Hilfsverben haben und sein wird nicht mit würde + Infinitiv umschrieben, sondern immer die Konditional-II-Form verwendet: Das Update dürfte keine größeren Probleme verursachen, aber es könnte länger als geplant dauern.

Die Konjunktiv-II-Formen von mögen lauten ich möchte, du möchtest, er/sie/es möchte, wir/sie möchten, ihr möchtet. Sie werden häufig gar nicht als Konjunktiv empfunden, sondern als höflicher Ersatz von wollen: Ich will eine Limonade → Ich möchte eine Limonade.

 

Vergleichstabelle: Indikativ vs. Konjunktiv I und II

Modus Funktion Beispiel
Indikativ Wirklichkeit Er ist müde.
Konjunktiv I indirekte Rede Er sagt, er sei müde.
Konjunktiv II Wunsch, Irrealität, Höflichkeit Er wäre gern zu Hause.

 

Typische Fehler und Tipps

  • Konjunktiv I wird oft mit Indikativ verwechselt – besonders bei „ich“ und „wir“
  • „würde“-Form nicht übertreiben: Lieber „hätte“ oder „wäre“, wenn möglich
  • Indirekte Rede üben: Zeitungsartikel sind perfekt dafür

 

Best Practices zum Lernen

  • Übe Umwandlungen von direkter in indirekte Rede
  • Formuliere Wünsche und Träume im Konjunktiv II
  • Erstelle ein Verbposter mit allen 3 Modi

 

Fazit

Indikativ, Konjunktiv I und II ermöglichen dir, genau und stilvoll auf Deutsch zu kommunizieren – ob du nun von der Wirklichkeit sprichst, jemand anderen zitierst oder einfach höflich bleiben willst. Übung macht den Modus-Meister!

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