Mönch liest Dokument
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Jemandem die Leviten lesen

Was bedeutet es, wenn man jemandem die Leviten liest?

Wer die Leviten gelesen bekommt, hat sich wohl etwas zu Schulden kommen lassen! Denn diese Redewendung bedeutet nichts anderes, als dass jemand getadelt oder zurechtgewiesen wird und eine regelrechte Strafpredigt bekommt. So hofft man, den Missetäter zukünftig zu einem besseren Verhalten zu animieren. Ob’s klappt?

Und woher stammt der Ausdruck jemandem die Leviten lesen?

Jemanden die Leviten lesen geht bereits auf die Bibel zurück, genau genommen auf das 3. Buch Mose, das man auch Levitikus nennt. Die Leviten waren einer der zwölf Stämme Israels und zuständig für die Aufsicht in den Tempeln und für die Einhaltung der dort gültigen Regeln. Kein Wunder also, dass man in einem nach ihnen benannten Buch eine lange Liste an Vorschriften für Opferhandlungen und sozialem und moralischem Verhalten findet. Es wird erzählt, dass der Bischof von Metz im 8. Jahrhundert dieses Buch als Erziehungswerk für seine Mönche wählte. Wenn diese mal wieder über die Stränge geschlagen hatten, las er ihnen einfach lange Passagen aus dem Buch vor. Der Bischof hoffte, seine Mönche auf diese Art wieder zu einem ihrer Position angemessenen Verhalten bekehren zu können. Ob dieses Unternehmen tatsächlich von Erfolg gekrönt war, ist leider nicht überliefert. Das Lesen der Leviten war aber immerhin so erfolgreich, dass wir auch heute noch – sprichwörtlich – so zurechtgewiesen werden.

Wie sagt man's in anderen Sprachen?

Auch in anderen Sprachen liest man kleinen Sündern unterschiedliche Dokumente vor:

ENGLISCH

to read sb the riot act

(jemandem das Aufstandsgesetz vorlesen)

SCHWEDISCH

läsa lagen för någon

(jemandem das Gesetz vorlesen)

SPANISCH

leer a alguien la cartilla

(jemandem das Handbuch vorlesen)

ITALIENISCH

fare la predica a qn

(jemandem die Predigt halten)

Anwendungsbeispiele im Deutschen

  • Oh je, da hat sich Vera ja richtig danebenbenommen. Die Lehrerin hat ihr anschließend ganz schön die Leviten gelesen.
  • Die alte Dame hat ihm für seine freche Bemerkung vor allen Leuten die Leviten gelesen.
  • Diesen jungen Leuten würde ich gerne mal so richtig die Leviten lesen! Das geht doch so nicht!
  • Die Bürgermeisterin hatte in ihrer Rede den Unternehmen, die sich nicht an die Umweltstandards hielten, ordentlich die Leviten gelesen und strengere Maßnahmen angekündigt.

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