Affenzahn
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Dass Händewaschen wichtig ist, wissen wir ja jetzt alle. Bei der Redewendung Eine Hand wäscht die andere geht es jedoch eher um „Ich helfe dir, du hilfst mir.“ Dagegen ist ja grundsätzlich zunächst einmal nichts einzuwenden. Allerdings kann dies im Klartext auch bedeuten: „Ich helfe dir, aber nur, wenn du mir dafür auch etwas Gutes tust.“ Zudem schwingt dem Ganzen auch immer noch der Verdacht mit, dass es dabei nicht immer mit rechten Dingen zugeht und der ein oder andere nur durch besondere „Zuwendungen“ gerne mal bevorzugt wird. Oder, wie der Schwabe würde sagen: „Des hot a Gschmäckle.“
„Wie dem Menschen alles nützlich ist, so ist er es ebenfalls […] Soviel er für sich sorgt, gerade so viel muß er sich auch hergeben für die anderen, und soviel er sich hergibt, soviel sorgt er für sich selbst; eine Hand wäscht die andere.“ Das wusste also auch schon Hegel und um 1800 konnte man das wohl noch für eine durch und durch saubere Sache halten. Erstmals tauchte die Wendung übrigens beim griechischen Komödienschreiber Menander im 4. Jahrhundert v. Chr. auf, dann auch beim stoischen Seneca als manus manum lavat. Zunächst war hier nur von einer gegenseitigen Hilfestellung die Rede, nach dem Motto: „Wer hilft, dem wird geholfen.“ Da man sich ja aber auch gegenseitig die Hände in Unschuld waschen kann, bekam das Ganze zunehmend den Beigeschmack astreiner Vetternwirtschaft. Und so war es dann auch um Hegels hehres Händewasch-Ideal zunehmend schlecht bestellt.
Angepasst aus © Michael Krumm (2011), Hummeln im Hintern oder das Herz in der Hose, PONS GmbH, Stuttgart
Auch in anderen Sprachen hilft man sich gegenseitig. Doch nicht überall schwingt der negative Unterton der deutschen Wendung mit:
ENGLISCH
You scratch my back [and] I'll scratch yours.
(Kratz mir den Rücken und ich kratz dir deinen.)
FRANZÖSISCH
Un bienfait n'est jamais perdu.
(Eine gute Tat ist niemals umsonst.)
SPANISCH
Amor con amor se paga.
(Liebe mit Liebe macht sich bezahlt.)
ITALIENISCH
Uuna mano lava l’altra.
(Eine Hand wäscht die andere.)
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