Frau mit Schweizer Flagge
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Sprachen in der Schweiz

Französisch? Italienisch? Oder doch lieber Deutsch? Und hat Schweizerdeutsch überhaupt noch was mit Deutsch zu tun? Fragen über Fragen! In der Schweiz ist es immer spannend, vor allem aber, wenn es um die vielen Amts- und Landessprachen geht. Fakt ist: Mit Deutsch kommt man in der Schweiz jedenfalls nicht überall durch! Und das hat gar nichts damit zu tun, dass das Schweizerdeutsch oft stark vom Standarddeutschen abweicht, sondern damit, dass es Regionen gibt, in denen Deutsch einfach nicht die offizielle Amtssprache ist. In diesem Artikel erfährst du alles über die regionale Verteilung der vier Landessprachen und lernst dabei auch noch die wichtigsten Unterschiede zwischen dem Schweizerdeutsch und dem Standarddeutsch kennen. Töönt guet, oddr (Hört sich gut an, oder)?

 

#1 Welche Sprachen spricht man in der Schweiz?

In der Schweiz spricht man Deutsch, Italienisch, Französisch und Rätoromanisch. Diese vier Sprachen sind auch in der Schweizer Verfassung als Landes- und Amtssprachen festgeschrieben. Jedoch dürfen die Kantone selbst bestimmen, welche der vier Sprachen sie als Amtssprachen anerkennen. Das Schweizer Bundesamt für Statistik gibt für 2019 folgende Verteilung der Hauptsprachen innerhalb der Schweizer Bevölkerung an:

  • 62,1 % Deutsch
  • 22,8 % Französisch
  • 8 % Italienisch
  • 0,5 % Rätoromanisch

Auch Englisch, Portugiesisch und andere Sprachen wurden von den Bürgern als Hauptsprache genannt. Die Schweizer sind also ganz schön international unterwegs.


#2 Welche Sprachen spricht man in welchem Kanton?

 

    Deutsch

    In insgesamt 21 Kantonen ist Deutsch eine oder gar die einzige Amtssprache: Aargau, Appenzell Innerrhoden, Appenzell Ausserrhoden, Bern, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Freiburg, Glarus, Graubünden, Luzern, Nidwalden, Obwalden, St. Gallen, Schaffhausen, Solothurn, Schwyz, Thurgau, Uri, Wallis, Zug und Zürich. In drei Kantonen wird neben Deutsch auch Französisch gesprochen: Bern, Freiburg, Wallis. Chunsch druus (Alles klar)?

    Französisch

    Die vier Kantone Genf, Waadt, Neuenburg und Jura im Westen des Landes sind einsprachig Französisch. In Bern, Freiburg und Wallis gilt Französisch neben Deutsch als Amtssprache. Tout est clair (Alles klar)?

    Italienisch

    Das Italienische in der Schweiz beschränkt sich auf den relativ großen Kanton Tessin im Süden des Landes und das südliche Graubünden im Osten des Landes. Tutto chiaro (Alles klar)?

    Rätoromanisch

    Das Rätoromanische wird auch Bündnerromanisch genannt, was bereits darauf schließen lässt, wo es vornehmlich gesprochen wird – nämlich im Kanton Graubünden. Tut cler (Alles klar)?

    #3 Was gibt es für Unterschiede zwischen Schweizerdeutsch und Standarddeutsch?

    Der Begriff Schweizerdeutsch oder Schwitzerdütsch bezeichnet die Dialekt-Varianten des Deutschen, die in der Schweiz gesprochen werden. Daneben gibt es noch ein Schweizer Hochdeutsch, das man eher in Schriftform oder im Fernsehen findet. Ähnlich wie beim Schwäbischen, Badischen und Elsässischen handelt es sich beim Schwitzerdütsch um einen Dialekt mit alemannischen Wurzeln. Dabei kommt es in Bezug auf Grammatik, Aussprache und Wortschatz zu Abweichungen vom Standarddeutschen:

     

      [kx]

      Der Klassiker für alle deutschen Ohren ist der im Schweizerdeutsch als ch [x] ausgesprochene k-Laut. So wird der Stock zum [ʃtokx], das Kreuz zum [kxryz] und die Kunst zu [kxunʃt].

      [ix]

      Im Standarddeutschen hängt die Aussprache von <ch> von der direkten Umgebung ab. Nach <i> und <e> wird <ch> zu [ç], nach <a, o, u> wird es zu [x]. Kann man sich mit ach [ax] und ich [iç] ganz gut merken. Im Schweizerdeutschen hingegen gibt es nur in eine Vertonung von <ch>, nämlich das [x] (also den Ach-Laut). Aus dem standarddeutschen ich [iç] wird also [ix].

      Lehnwörter

      Im Schweizerdeutsch sind viele Lehn- und Fremdwörter französischen Ursprungs, z. B. Velo (Fahrrad), Coiffeur (Friseur) oder Excusez! (Entschuldigung!). Im Gegensatz zum Französischen, wo die Hauptbetonung meist auf der 2. Silbe liegt, betont man im Schweizerdeutsch oft die erste Silbe.

      „sein“

      Verben, die mit sitzen, stellen oder legen zu tun haben, bilden im Schweizerdeutsch ihr Perfekt verstärkt mit „sein“. Dieses Phänomen kann man übrigens auch in vielen süddeutschen Dialekten beobachten: Ich bin herumgestanden; ich bin auf dem Bett gesessen; Peter ist im Gras gelegen. Je weiter man in Deutschland nach Norden kommt, desto häufiger wird man hier auf „haben“ als Hilfsverb stoßen, im Standarddeutschen übrigens tatsächlich die korrekte Variante.

      -li

      Und noch so ein Klassiker: die Endung auf -(l)i – vom Rübli (Karotte) über das Gipfeli (Hörnchen) bis zum Kafi (Kaffee).

      Andere Artikel

      Wie in vielen süddeutschen Dialekten benutzt man auch im Schweizerdeutsch oft abweichende Artikel: der Butter, die Foto, der Radio, das E-Mail

      Andere Fälle

      Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod – auch in der Schweiz. Diverse Genitiv-Präpositionen aus dem Standarddeutschen werden im Schweizerdeutsch systematisch mit Dativ benutzt, z. B. trotz, während, wegen. Allen, die einen süddeutschen Dialekt sprechen, wird’s gefallen …

       

      Dies ist natürlich nur ein kleiner Abriss über die wichtigsten Merkmale des Schweizerdeutsch. Am besten, du fährst einfach mal in die Schweiz und hörst dir die Sprache vor Ort an. Lohnt sich garantiert immer! Auch das Schweizer Vokabular geht wunderbar ins Ohr – Missverständnisse garantiert! Eine Liste mit tollen Helvetismen findest du in unserem Artikel zum Schweizerdeutschen Wortschatz.

       

      #4 Welche Besonderheiten gibt es bei der Rechtschreibung im Schweizer Schriftdeutsch?

      Wer schon mal eine Schweizer Zeitung gelesen hat, wird an manchen Stellen über wunderliche Schreibweisen gestolpert sein. Denn einige Rechtschreibregeln weichen dort vom Standarddeutschen ab:

      • „ß“: Das scharfe „s“ (<ß>) existiert im schweizerdeutschen Schriftbild nicht mehr. Stattdessen steht konsequent „ss“, auch nach langen Vokalen und auch, wenn es so eventuell zu Schwierigkeiten beim Verständnis kommt. So wirkt beispielsweise der folgende Satz auf standarddeutsche Leser erst einmal etwas verwirrend: Er wurde zu einer Geldbusse verurteilt.
      • Bei Lehn- und Fremdwörtern orientiert man sich im Schweizer Schriftdeutsch in der Regel an der Ursprungssprache, während man im Standarddeutschen zur Anpassung des Schriftbildes neigt: Décolleté (Standarddeutsch Duden-Empfehlung: Dekolleté), Carrosserie (Standarddeutsch: Karosserie), Buffet (Standarddeutsch: Büfett)
      • Geldbeträge: In der Schweiz werden Geldbeträge mit Punkt statt mit Komma angegeben: 3.50 Euro. Im Standarddeutschen wird der Punkt hingegen nur zur Kenntlichmachung der Tausender-Stellen benutzt (50.000 Euro).

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