Unübersetzbare Wörter

Potz Blitz und ei der Daus! Manchmal trifft man im Deutschen auf Wörter, die irgendwie altmodisch anmuten und von denen man auch nur so halb erahnt, was sie wohl heißen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie gleich Althochdeutsch (ca. 750-1050) oder Mittelhochdeutsch (ca. 1050-1350) sein müssen - das ist dann doch schon etwas länger her. Dennoch ist so ein Blick in die Vergangenheit manchmal ganz nett. Deshalb lassen wir jetzt hier ein bisschen Nostalgie aufkommen und zeigen euch zehn alte deutsche Wörter, die ihr vielleicht heute nicht mehr ganz so genau kennt.
Der altmodische Brummerling nennt sich heutzutage Wespe. Klingt ja auch viel eleganter! Das Verb brummen, das dem Wort zugrunde liegt, ahmt lautmalerisch den Sound nach, den die gelb-schwarzen Flieger von sich geben. Dokumentiert ist der Brummerling unter anderem im Wörterbuch der Gebrüder Grimm (1854).
Hokus, Pokus, Fidibus – fertig ist der Zauberspruch! Oder eben das Feuer! Denn was in früheren Zeiten wie ein magisches Werkzeug angemutet haben mag, ist heute ein Alltagsgegenstand und in jeder Küchenschublade zu finden: das Streichholz! Fidibus leitet sich von dem Französischen fil de bois (wörtlich: Holzfaden) ab und war zunächst ein Papierstreifen, mit dem man seine Pfeife anzündete, bevor es dann zu dem Hölzchen wurde, welches wir heute kennen.
Hupfdohle nannte man früher umgangssprachlich und scherzhaft eine aufgedonnerte Tänzerin im Tanzlokal. Sprachlich setzt sich das Wort zusammen aus dem Verb hüpfen und dem Nomen Dohle, einer Vogelart. Dabei sind Dohlen sogar recht wendige Tiere, im Gegensatz etwa zu den Krähen. Aber hüpfen bleibt eben hüpfen, ob nun auf dem Acker oder im Rampenlicht.
Beim Klinkenputzer handelt es sich um einen historischen Begriff für einen Vertreter oder Hausierer, also um einen Händler, der sein Verkaufsgeschäft direkt an der Haustüre seiner Kunden betreibt. Heute wird das Wort eher negativ benutzt, etwa für einen Bittsteller oder Lobbyisten. Früher war damit aber einfach nur gemeint, dass ein solcher Händler bei seiner Arbeit die Klinken der Haustüren so häufig berührte, dass diese dadurch ganz glänzend und sauber wurden.
Was man heute so schön international als Taxi bezeichnet, war früher die Kraftdroschke. Der Wortbestandteil Droschke wurde im 18. Jahrhundert aus dem Russischen dróžki (leichter Wagen) entlehnt und bezeichnete eine Mietkutsche. Mit der Motorisierung des Gefährts kam etwas mehr Kraft unter die Haube und die Kraftdroschke ward geboren.
Ein wenig kann man es erahnen – in Zehnmond steckt der Monat und die Zahl Zehn. Gemeint ist tatsächlich der Monat Dezember. Dazu muss man natürlich wissen, dass der alte römische Kalender erst mit dem Monat März begann. Und da folgt der Dezember klar als 10. Monat. Bei Zehnmond handelt es sich übrigens um eine Leihgabe aus dem Zimbrischen, einem dem Bayrischen zugeordneten Dialekt, der in Nord-Ost-Italien gesprochen wurde. Die Urform Zegenmanot hat sich dann lautlich so der deutschen Sprache angepasst, dass Zehnmond daraus wurde. Auch dieses Wort ist übrigens bei den Gebrüdern Grimm vermerkt.
Wohin fahren eigentlich die Elben in Der Herr der Ringe, wenn sie zu den „Grauen Anfurten“ aufbrechen? Nun ja, dem Wortsinn nach ganz banal zu einem Hafen oder Ufer (in diesem Fall wohl einem grauen). Denn das Wort Anfurt bezeichnete im Frühneuhochdeutschen einfach einen Ort, den man mit einem Schiff anfahren konnte.
Die ollen Kamellen, die man in dieser Kombination wohl auch heute noch kennt, sind einfach alte Geschichten. Doch Achtung, das Wort hat nichts mit den gleichnamigen Süßigkeiten beim Kölner Karneval zu tun, sondern kommt vom Wort Kamille. Wenn man diese Pflanze nun lange lagert, verliert sie ihre heilende Wirkung. Ähnlich einer alten Geschichte, die durch zu häufiges Erzählen eben auch ihren Witz verliert.
Das Wort Karzer stammt von dem lateinischen carcer (Kerker, Gefängnis) und bezeichnet eine Art Arrestzelle, insbesondere für Schüler*innen und Studierende. Noch in vielen Erich-Kästner-Romanen begegnet uns dieser Ort der schulischen Maßregelung – in der heutigen Realität jedoch Gott sei Dank nicht mehr. Aus diesem Grund verschwindet auch dieses Wort immer mehr aus unserem Wortschatz. In diesem Fall trauern wir zumindest seiner Bedeutung nun wirklich nicht nach …
Als Lüftling (oder auch: Luftling) bezeichnete man früher jemanden mit einer sehr lockeren, aber auch sehr leichtsinnigen Lebensweise. Unbeständig wie der Wind, heute hier morgen dort – daher auch die Assoziation mit dem Element Luft. Ein Windbeutel eben. Nicht ganz so negativ sehen es die Gebrüder Grimm. In ihrem Wörterbucheintrag ist nur von „'nem lustigen gesellen“ die Rede.
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