bayerische Hüttengaudi mit Bier und Brezeln, bayerische Tradition
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Deutsche Wörter im Englischen

Über kaum ein anderes Thema schimpft es sich in Deutschland so leidenschaftlich wie über die vielen Anglizismen in der deutschen Sprache. Aber wusstest du, dass sich auch so manches deutsche Wort im Englischen etabliert hat? Von der Bratwurst über den Kindergarten bis hin zum Kitsch und Kraut – da soll einer noch sagen, Deutsch sei eine langweilige Sprache! Vor allem Ende des 19. Jahrhunderts war der Einfluss der deutschen Dichter und Denker in der Welt groß. Doch auch heute noch schafft es das ein oder andere deutsche Wort ins Englische. Wir zeigen wir dir hier eine kleine Auswahl an Germanisms. Let’s go!

Mann auf Wanderung
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#1 wanderlust [ˈwɒndəlʌst, Am ˈwɑ:ndɚ-]

Auch wenn man seine Wanderlust pandemiebedingt gerade noch etwas zügeln muss, das Wort gab es im Englischen auch schon vor Coronazeiten. Im angelsächsischen Raum verwendet man wanderlust im Sinne von Reiselust, es kann aber auch Fernweh bedeuten. Dokumentiert ist es im Englischen seit ca. 1900, vermutlich befeuert durch die deutsche Romantik (Ende des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts). Heute wie damals verspürten die Menschen eben einen starken Drang, sich hinaus in die Natur zu begeben.

"5 Unexpectedly Awesome Domestic Cities to Fuel Your Wanderlust." Esquire.com

#2 schadenfreude [ˈʃɑːdənˌfrɔɪdə]  

Das heimliche Vergnügen, das man verspüren kann, wenn jemandem ein Missgeschick passiert (vor allem, wenn es sich um jemanden handelt, den man eh nicht leiden kann) – das scheint doch recht universell zu sein. Das Wort hat vor allem im 20. Jahrhundert in der englischen Sprache an Popularität gewonnen, u. a. auch durch eine Folge der Simpsons. Wozu Fernsehserien doch alles gut sein können …

Lisa: “Dad, do you know what Schadenfreude is?” Homer: “No, I do not know what shaden-frawde is. Please tell me, because I’m dying to know.” Lisa: “It’s a German term for shameful joy, taking pleasure in the suffering of others.”The Simpsons (3/3)

Frau lachend mit Fingerzeig
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Zwei sich aehnelnde junge Frauen in schwarzen weiß gepunkteten Keidern schauen sich gegenseitig an
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#3 doppelganger [ˈdɒp(ə)lˌgæŋəʳ, Am ˈdɑːp(ə)lˌgæŋɚ]

auch: doppelgänger

Da das Wort seine Bedeutung so perfekt ausdrückt, hat es die englische Sprache einfach übernommen. Eines der bekanntesten literarischen Doppelgängerpärchen ist wohl Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Und so wie dieses Paar ist auch das Wort seit ca. Ende des 19. Jahrhunderts in der englischen Sprache bekannt. Damals blühte nämlich gerade die Gothic- und Horrorliteratur auf und bis heute machen sich Doppelgänger ja vor allem in Gruselfilmen besonders gut. Booh!

"This Prince Harry Doppelganger Is Taking Over Social Media." Popculture.com

#4 zeitgeist [ˈzaɪtgaɪst, Am ˈtsaɪtgaɪst]

Viele deutsche Wörter, die es ins Englische geschafft haben, gehen auf philosophische Schriften bzw. Theorien zurück, so auch zeitgeist (= die allgemeine Geisteshaltung während einer bestimmten Epoche). In diesem Fall lässt sich der Ursprung auf Johann Gottfried Herders Kritische Wälder oder Betrachtungen, die Wissenschaft und Kunst des Schönen betreffend, nach Maßgabe neuerer Schriften (1769) zurückführen. Im Englischen ist das Wort seit den 1830er-Jahren dokumentiert.

"Luxury lottery homes reflect the zeitgeist of our times." Edmontonjournal.com

Gruppe Menschen mit Smartphones
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Geist im Nebel
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#5 poltergeist [ˈpɒltəgaɪst, Am ˈpɔʊltɚ-]

Keine Frage, auch hier befinden wir uns wieder im Fantasy – bzw. Horrorbereich. Bei den Poltergeistern handelt es sich um besonders unangenehme Geister, die durch Lärm oder sich bewegende Gegenstände auf sich aufmerksam machen und so ihre Umwelt schikanieren. Das Wort ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Englischen dokumentiert. Und selbst der junge Harry Potter muss sich "heute" noch mit einer Art Poltergeist (Peeves) herumschlagen …

"… the caretaker’s cat, Mrs Norris, was prowling the second floor; and Peeves the Poltergeist was currently bouncing around the trophy room." Harry Potter and the Prisoner of Azkaban.

#6 dachshund [ˈdæks(ə)nd, Am ˈdɑːkshʊnd]

Dachshund wird im Deutschen eher als Fach- oder Oberbegriff für unseren niedlichen, kleinen Dackel benutzt. Im Englischen hat sich dachshund seit dem 19. Jahrhundert in der Breite durchgesetzt und wird dort generell für Dackel verwendet. Und auch die Queen scheint nicht nur ein Fan von ihren Corgis zu sein, sondern auch ein Herz für Dackel zu haben. Zumindest existieren diverse Fotos von ihr, auf denen sie eine solche Fellwurst knuddelt.

"A dachshund that was one of eight dogs stolen from a kennels has been reunited with his owner after being discovered in a field more than 130 miles away." Bbc.com

Dachshund
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Instant Kaffee, Kaffeeersatz
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#7 ersatz [ˈeəsæts, Am ˈerzɑːts]

Unser schönes Substantiv Ersatz wird im Englischen zum Adjektiv bzw. zum Beiwort, das zur Bildung von Komposita dient. Heraus kommt dann in der Regel eine eher minderwertige Kopie des Originals wie z. B. in ersatz coffee (Kaffeeersatz) oder in ersatz chocolate (Diätschokolade). Daher ist es auch kein Wunder, dass das Wort vor allem während des Ersten Weltkrieges florierte, da man in dieser Zeit aufgrund des allgemeinen Mangels häufig Ersatz-Produkte aus minderwertigen Komponenten kreieren musste.

"Philip personified the nonsensical conceits of an ersatz patriotism." Morningstaronline.co.uk

#8 kaffeeklatsch [ˈkæfɪˌklætʃ]

Bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts kann man kaffeeklatsch auch in der englischen Sprache nachweisen. Auch hier wird es für eine informelle Gesprächsrunde rund um den Kaffeetisch benutzt, doch auch im Englischen schleicht sich inzwischen die etwas abwertende Konnotation ein, die das Wort auch bei uns hat. Was die Schreibung angeht, existieren so schöne Varianten wie kaffeeklatch, kaffee klatch oder auch kaffee klatsch.

"[...] the few doctoral examinations I sat in on during my teaching days, where candidates and teachers addressed one another by first names and the general atmosphere more resembled a kaffeeklatsch." Wsj.com

Freundinnen trinken Kaffee und reden
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Frau schaut nachdenklich aus dem Fenster
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#9 Weltschmerz [ˈvɛltʃmɛrts]

Auch der Weltschmerz ist ein Konzept aus der Romantik und dem Dandyismus, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts in aller Munde war und von dort aus auch Einzug ins Englische hielt. Die Trauer über die Unzulänglichkeit der Welt passte wohl auch den Angelsachsen ins Konzept. Seuuufz!

"The major minus – apart from the sadness and worry and Weltschmerz, of course – was the lack of freedom of movement." Irishtimes.com

#10 wunderkind [ˈwʌndəˌkɪnd, ˈwʊndəˌkɪnd, Am -ɚ-]

Im Deutschen wurde Wunderkind (hochbegabtes Kind) wohl im Bereich der Musik am häufigsten für den jungen Mozart verwendet. Im Englischen tauchte das wunderkind Ende des 19. Jahrhunderts auf und etablierte sich in allen möglichen Bereichen, von der Mathematik bis hin zum Sport. Eben überall dort, wo man besonders talentiert sein kann. Tschakka!

"Hayden Swank, called a race car driving wunderkind, navigates college and racism." Nbcnews.com

schlaues Kind lacht
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