Rechtschreibung und Fremdwörter

Definitionen von „Monolingualismus“ im Rechtschreibung und Fremdwörter

der Po·ly·lin·gu·a·lịs·mus <->

(griech-lat) SPRACHWISS

der Se̱·mi·lin·gu·a·lis·mus <-> kein Pl

→ Halbsprachigkeit

der Mul·ti·lin·gu·a·lịs·mus <-> kein Pl

der Bi·lin·gu·a·lịs·mus <-> kein Pl

Der Bilingualismus, auch als Zweisprachigkeit bezeichnet, ist der häufigste Typ der Mehrsprachigkeit. Im weiteren Sinne wird darunter verstanden, dass ein Individuum grammatische und kommunikative Fähigkeiten in zwei Sprachen besitzt, wobei nach Art und Umfang entsprechender Fähigkeiten differenziert werden kann (aktiv und/oder passiv, mündlich und/oder schriftlich bzw. Hörverstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben). Im engeren Sinn versteht man unter Bilingualismus eine muttersprachliche Kompetenz in zwei Sprachen. Auf gesellschaftlicher Ebene spricht man von bilingualen Gesellschaften oder von gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit, wobei im Einzelnen problematische Einordnungsfragen entstehen. Sind die Kontexte des Gebrauchs der einen oder anderen Sprache ganz unterschiedlich, handelt es sich um Diglossie (vgl. dazu das Stichwort).
Der parallele Erwerb von zwei Erstsprachen kann als Extremfall betrachtet werden. Dieser ist dann gegeben, wenn der Spracherwerb in beiden Sprachen im Alter von bis zu drei Jahren einsetzt und (mit zwischenzeitlichen Tendenzen des Mischens) schließlich zu einer wirklichen Zweisprachigkeit führt. Dazu müssen allerdings sehr günstige Voraussetzungen gegeben sein, z.B. ein durchgängiges Sprachangebot und/oder auch eine Verteilung des Sprachangebots auf Bezugspersonen mit unterschiedlicher Muttersprache. Meist ist nur eine Sprache die Muttersprache (auch: L1, „L“ für „Language“), und die Zweitsprache (auch: L2) wird erst später, z. B. im Vorschulalter, erworben. Auch hier ist der Ausprägungsgrad der Zweitsprache von mehreren Faktoren abhängig, so von der Häufigkeit des Kontaktes. Ein viel späterer Beginn (im Schulalter oder gar im Erwachsenenalter) lässt das Ungleichgewicht zwischen beiden Sprachen ansteigen, wie Untersuchungen ergeben haben. Gewöhnlich setzen Zweisprachige ihre Sprachfertigkeiten in unterschiedlichen Situationen und zu unterschiedlichen Zwecken ein (funktionaler Bilingualismus).
Als Erstsprache (L1) kann normalerweise die Muttersprache (Sprache der Eltern oder sonstiger Bezugspersonen) des Kindes gelten (vgl. unter Spracherwerb). Aber es ist auch möglich, dass die Umgebungssprache die Erstsprache ist; dies ist z.B. bei Migranten der Fall, die nicht auf Dauer in einem Land bleiben können oder bleiben wollen. Allerdings kommt es in solchen Fällen zu problematischen bilingualen Situationen: Eine solche Situation ist gegeben, wenn sich erwachsene Migranten die Zweitsprache nur rudimentär (z.B. am Arbeitsplatz) angeeignet haben, entsprechende beschränkte Fähigkeiten von ihnen aber aus verschiedenen Gründen nicht weiterentwickelt worden sind. Noch gravierender ist der Umstand, dass nachgezogene Kinder von Migranten in der Schule mit Deutsch als Zweitsprache konfrontiert werden, ohne dass sie in der Erstsprache (ihrer Muttersprache) ein ausreichendes Niveau auf der Ebene der Schriftlichkeit erreicht haben. In diesem Falle kommt es zu dem, was man als doppelte Halbsprachigkeit bezeichnet (vgl. das Stichwort).
Fragen des Bilingualismus sind Gegenstand verschiedener interdisziplinärer Forschungsfelder der Spracherwerbsforschung aus Linguistik, Psycholinguistik, Soziolinguistik (hier die Sprachkontaktforschung) und Fremdsprachendidaktik. Als belegt kann heute angesehen werden, dass es offenbar nur im Kindesalter möglich ist, zentrale Aspekte einer Zweitsprache so erlernen zu können, wie dies gewöhnlich für die Aneignung einer Erstsprache vorauszusetzen ist.

Siehe auch: Zweitspracherwerb

der Zwe̱i̱t·sprach·er·werb <-s> SPRACHWISS

Während der Erstspracherwerb (vgl. das Stichwort Spracherwerb) gleichsam bei der Geburt einsetzt, wenn man nicht pränatale Einflüsse annehmen will, kann der Zweitspracherwerb grundsätzlich zu beliebigen späteren Zeitpunkten einsetzen: im frühen Kindesalter ebenso wie im fortgeschrittenen Erwachsenenalter. Für den Erwerb weiterer Sprachen wird nicht über Zweitspracherwerb hinaus differenziert. Der Zweitspracherwerb kann wie der Erstspracherwerb in natürlicher Umgebung als so bezeichneter ungesteuerter Zweitspracherwerb erfolgen, ist aber oft als gesteuerter Zweitspracherwerb Ergebnis von Unterrichtung. Dann spricht man meist von Fremdsprach(en)erwerb. Wenn allerdings eine Zweitsprache von Anfang an mit der Muttersprache erworben wird, bezeichnet man diese Form der Mehrsprachigkeit (vgl. das Stichwort) nicht als Fremdspracherwerb, sondern als Bilingualismus (vgl. das Stichwort), die zugehörige Form des Spracherwerbs als bilingualen Erstspracherwerb.
Bei Zweitspracherwerb und Fremdspracherwerb sind die für den Erstspracherwerb zu veranschlagenden Prozesse bereits abgeschlossen oder zumindest teilweise gemeistert; insgesamt beruhen sie auf gleichen Mechanismen der Sprachverarbeitung und auf gleichen Prinzipien, die jeden Spracherwerb steuern. Ergebnisse des Zweitspracherwerbs (auch: Mehrspracherwerb genannt), sind verglichen mit dem Erstspracherwerb recht uneinheitlich; sie variieren stark nach Alter sowie Art des Erwerbs und münden meist nicht in einer perfekten Beherrschung der Zielsprache. Denn oft kommt aus verschiedenen Gründen der Spracherwerb auf einer unteren oder mittleren Ebene der Sprachbeherrschung zum Erliegen; vor allem ist dies bei ungesteuertem Erwerb der Fall. Dann spricht man von der Fossilisierung auf einer gewissen Stufe; für den muttersprachlichen Erstspracherwerb ist dies normalerweise nicht zu beobachten. Der so bezeichnete Wiedererwerb einer Sprache stellt eine Sonderform des Spracherwerbs dar. Darunter wird die erneute Aneignung einmal erlernter, aber in Vergessenheit geratener sprachlicher Fertigkeiten in einer Zweitsprache (oder auch weiteren Sprache) verstanden.

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